Sonntag, 23. August 2015

Man gönnt sich ja sonst nichts...

Nach einer mehrwöchigen Weinpause mußten dieses Wochenende einige vielversprechende Weisse ihren Korken lassen. Man hat schliesslich Nachholbedarf...

2013 Dönnhoff Hermannshöhle Riesling GG
Mittleres Gelb. In der Nase rauchig, mineralisch, ausgeprägt gelbfruchtig.
Am Gaumen dominiert zunächst die Mineralik, sehr präzise Säure, im Hintergrund wieder gelbe Früchte, leichter Zuckerschwanz.
Großer Riesling, der aber noch Zeit braucht, um zueinanderzufinden. Das hätte man natürlich ahnen können, aber ich war halt neugierig...
92-94, 2018-2025+

2010 Emmerich Knoll Loibner Schütt Grüner Veltliner Smaragd
Reifes Goldgelb. In der Nase ruhig, reif, Aprikose, Wiesenkräuter.
Am Gaumen voll, extraktsüß, wieder kräutrig, erinnert aromatisch fast etwas an Weißburgunder
89-91, -2018+

2013 Markus Molitor Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese
Mittleres Gelb mit Goldschimmer. Die Nase ist von der Mineralik dominiert, dahinter Apfel, Pfirsisch.
Am Gaumen rauchig, mineralisch, die Frucht noch im Hintergrund, tolle Süße-Säure-Balance. Braucht noch Zeit.
89-91+, 2018-2030

1991 Hans Lang Hattenheimer Hassel Riesling Eiswein
Mahagonifarben. Intensive Nase, Trockenfrüchte, Früchtebrot, auch leicht pilzige Noten.
Süß, getrocknete Pflaume, leicht nussig, stützende Säure, lang.
Schöner reifer Eisein, aber zu lange im Keller liegen sollte er wohl nicht mehr.
92-94, -2016

Samstag, 8. August 2015

Egon Müller by Surprise

Letzten Monat wollte ich im Frankfurter Westend abends noch ein Glas Wein trinken. Direkt neben meinem Hotel war das "Allgaiers", das sehr vielversprechend aussah. Auf der Karte viele spannende offene Weine (Coravin machts möglich). Direkt ins Auge sprangen mir zwei Scharzhofberger Kabinette von Egon Müller, 2008 und 2009. Die mußten es dann auch sein.

Der 2008er mit leichter Petrolnote, ausgeprägte Schiefermineralik, am Gaumen elegant, viel Schiefer, recht lang (89-91). Der 2009er in der Nase viel fruchtbetonter als der 2008er, zunächst Apfel, dann Stachelbeeren und Minze. Am Gaumen etwas opulenter, wieder schiefermineralisch, aber es fehlt die Eleganz des 2008ers (86-88).

Zwei schöne Weine, die auch gut zu dem heissen Wetter passten. Ich habe mich aber schon gefragt, ob die jetzt viel besser sind als Weine anderer guter Erzeuger, die höchstens die Hälfte kosten.

Warum noch ein Weinblog?

Weinblogs gibt es nun wirklich genug. Warum also noch einen? Nun, einfach weil ich Lust dazu habe. Es wird ja niemand gezwungen, ihn zu lesen. Und außerdem scheint es zunehmend so zu sein, dass Blogger zu tollen Proben eingeladen werden, etwa zur VDP-Grosse-Gewächse-Präsentation oder zu Gräfenberg-Vertikalen bei Robert Weil. Da will ich natürlich auch hin. Also muss ein Blog her. Nun, hier ist er. Ich werde (mehr oder weniger regelmässig - je nach dem wie es meine Zeit erlaubt) Verkostungsnotizen, Weinerlebnisse und anderes rund um das Thema Wein posten.

Ich habe beruflich nichts mit Wein zu tun, bin also ein reiner Amateur (im franzöischen Sinne des Wortes). Dem entsprechend sollten meine Bewertungen und Trinkreifeprognosen mit Vorsicht genossen werden. Wer sich darauf verlässt, ist selber schuld.

A propos Bewertungen. Ich habe ein grobes Bewertungssystem mit 10 Kategorien. Warum? Wenn ich an drei verschiedenen Tagen drei sehr verschiedene Weine probiere, glaube ich nicht, dass ich wirklich konsistent zwischen 86 und 87 Punkten unterscheiden kann. Dass mir die Einteilung in meine groben Kategorien gelingt, ist da schon realistischer. Da aber das 100-Punkte-System so verbreitet ist und daher auch von vielen Lesern (falls denn dieser Blog überhaupt Leser hat...) leichter zu interpretieren ist, habe ich eine Umrechnung vorgenommen (s.u.) und werde bei meinen Verkostungsnotizen die Werte aus dem 100-Punkte-System angeben. 

0       unter 70
1       70-75
1,5    76-79
2       80-82
2,5    83-85
3       86-88
3,5    89-91
4       92-94
4,5    95-97
5       98-100

Ein "+" hinter einer Bewertung kann zweierlei heißen. Entweder deutet es an, dass mit weiterer Reife der Wein eine höhere Bewertung verdienen könnte oder es deutet an, dass der Wein am oberen Ende der Spanne anzusiedeln ist und die nächsthöhere Wertung nur knapp verfehlt hat. Welcher der beiden Fälle zutrifft, sollte aus der Baschreibung zu erschliessen sein. Ein "?" deutet auf große Unsicherheit bei der Bewertung hin.