Freitag, 19. August 2016

Kleine Reise durch den Rheingau

Das Weingut Balthasar Ress bot kürzlich zu einem sehr fairen Preis ein Set mit vier 2015er Ortsweinen des Gutes an. Vier Rieslinge aus Rüdesheim, Oestrich, Hallgarten und Hattenheim, also quasi einmal quer durch den Rheingau. Da in dem Weingut einiges in Bewegung gekommen ist, seitdem Dirk Würtz dort als Betriebsleiter tätig ist, war ich neugierig und habe mir ein solches Set bestellt.


2015 Rüdesheim Riesling trocken
In der Nase eher zurückhaltender, aber delikater Duft nach gelben Früchten
Am Gaumen dann eher Zitrusfrüchte, lebhafte Säure, mineralischer Touch.
83-85+

2015 Oestrich Riesling trocken
In der Nase etwas intensiver, Zitrus und auch eine nussige Komponente
Wirkt am Gaumen voluminöser, die Frucht tendiert etwas zum Exotischen und hat einen leicht medizinalen (was nicht negativ gemeint ist) Ton
83-85

2015 Hallgarten Riesling feinherb
In der Nase verhalten, deutlich mineralische Prägung, gelbfruchtig
Am Gaumen sehr nachhaltig mit nur sehr dezenter Restsüße; der Wein könnte fast als trocken durchgehen. Wirkt ernsthaft.
Trinkt sich zwar schon gut, dürfte aber in ein bis zwei Jahren mehr zeigen. 
86-88, ab 2017

2015 Hattenheim Riesling feinherb
Helles Gelb mit deutlichem Grünschimmer
In der Nase Zitrus, Steinobst
Am Gaumen eher "warm" wirkende Frucht, sehr saftig und trinkig. Die Restsüße ist hier wesentlich ausgeprägter als beim Hallgartener Riesling; der Wein wirkt eher fruchtsüß als feinherb und kommt auch mit nur 9% Alkohol daher (der Hallgartener hat 12%). Die Süße wird aber von einer kräftigen Säure gepuffert. Macht Spaß.
83-85+

Fazit: Die beiden trockenen Rieslinge sind ordentlich und ihr Geld wert, regen mich aber nicht zum Nachkauf an. Die beiden feinherben Weine gefallen mir besser. Der Hattenheimer macht mit seinem schönen Süße-Säure-Spiel jetzt viel Spaß. Der Hallgartener ist nach meiner Einschätzung aber der eindeutig bessere Wein (und für mich der beste der vier), dürfte aber von 1-2 Jahren Kellerreife profitieren.

Freitag, 5. August 2016

Die sehr erträgliche Leichtigkeit des Weins

Mit dem 2015er Kabinett aus der Wehlener Sonnenuhr hat das Weingut Max Ferd. Richter einen Volltreffer gelandet - der Wein gewann den Berliner Kabinett-Cup. Unsere sechs Flaschen liegen noch unberührt im Keller. Ich habe mich erstmal über den Kabinett "Fass 4" aus der Brauneberger Juffer hergemacht. Mit 76° Oechsle hat der Wein gerade mal die Kabinett-Hürde (die liegt bei 73°) genommen. Ist das also dünne Brühe? Nichts da! Das ist ein Klassiker.



2015 Max Ferd. Richter Brauneberger Juffer Riesling Kabinett "Fass 4" 
Duftet nach Kräutern, Limette und Stachelbeeren.
Am Gaumen dann auch gelbe Früchte. Die 45g Zucker werden von fast 10 g Säure so gut in Schach gehalten, dass ein eher feinherber Geschmackseindruck entsteht. Enormer Trinkfluß.
Das macht richtig viel Spaß und hat nur 7% Alkohol. Der Wein kann bestimmt mindestens 10 Jahre lagern, aber er wird es schwer haben, im Keller so alt zu werden...
89-91 bis 2025+