Dienstag, 3. Oktober 2017

Beaujolais

Beaujolais hatte ich als Region lange nicht auf dem Schirm. Auch eine recht umfangreiche Probe, an der ich vor gut drei Jahren teilnehmen konnte (guckstu hier) hat daran nicht viel geändert. Als mich dann aber Anfang des Jahres der Fleurie "La Chapelle des Bois" von Desjourneys begeistert hat (s.u.) kam mir der Gedanke, eine Beaujolais-Probe zusammenzustellen. Zehn Weine kamen auf den Tisch und lieferten eine sehr gute Gesamtperformance ab. Die meisten der nachfolgenden Notizen stammen von einer Nachverkostung am Tag nach der Probe, wobei sich einige Weine im Vergleich zum Vortag spürbar verändert zeigten.

Das Line-up
Vorweg gab es das hier. Hat mit Beaujolais zwar nichts zu tun, ist aber sehr gut:

2014 von Buhl Riesling-Sekt 20Mo
Goldgelb
In der Nase ausgeprägte Rieslingnoten, gelbe Früchte
Am Gaumen betont trocken, wieder deutlich Riesling, gute Länge, feine Perleage.
89-91

2014 Domaine du Penlois Morgon
Mittleres, jugendliches Rot
In der Nase recht ausgeprägt mit schöner, jugendlich wirkender Frucht; Zwetschgen, kräutrige Noten und etwas, was ich in Ermangelung eines besseren Ausdrucks als "metallisch" (aber nicht unangenehm) bezeichnen würde
Auch am Gaumen ausgeprägte, irgendwie "fröhlich" wirkende Frucht, auch hier wieder an Zwetschgen erinnernd. Hat genug Tannin, um dem ganzen Grip zu geben. Das ist ein Spaßwein mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, den ich eher jung trinken würde.
86-88, bis 2019

2013 Dominique Piron Morgon "La Chanaise"
Mittleres Rot
In der Nase ausgeprägte Frucht, Kirsche, leicht ins Likörige gehend.
Die Frucht wirkt am Gaumen verhaltener, irgendwie "gebremst". Der Wein hat zwar mehr Tiefe als der Penlois (und auch mehr Tannin), aber dafür geht ihm das Unbeschwerte etwas ab.
86-88, bis 2020+

2011 Jean-Marc Burgaud Morgon "Côte du Py"
Mittleres Rot
Jetzt (am zweiten Tag) zeigt sich in der Nase eine etwas störende Gumminote, die ich am ersten Tag nicht registriert habe.
Am Gaumen ist die Frucht (Kirsche) etwas in den Hintergrund getreten; ausgeprägtes Tannin. Das macht in dieser Verfassung weniger Spaß als die beiden ersten Weine, allerdings habe ich den Wein vom ersten Tag deutlich besser in Erinnerung.
83-85?, bis 2020?

2015 Louis Claude Desvignes Morgon "Côte du Py"
Sehr dunkle, schwarz-violette Farbe
In der Nase sehr konzentriert und kompakt wirkend, die Frucht hat sich noch nicht entfaltet
Auch am Gaumen sehr konzentriert wirkend, kompakter Fruchtkern, viel reifes Tannin, dezente Säure. Das läßt hervorragendes Potential erkennen, braucht aber eindeutig noch Zeit. Mit 14.5% übrigens auch der alkoholreichste Wein im Feld.
89-91+, 2020-2025+

2010 Jules Desjourneys Fleurie "Chapelle des Bois"
Sehr dunkles Rot mit Violettnoten am Rand
In der Nase eine sehr ausgeprägte, tiefe und sehr elegant wirkende Kirschfrucht
Am Gaumen kommt die Frucht erst mit Verzögerung zum Vorschein, aber auch hier zeigt sich dann eine tiefe, irgendwie aristokratisch wirkende Kirschfrucht. Mir gefält das sehr gut, wenn ich auch nicht ganz so begeistert bin wie bei der ersten Verkostung dieses Weins (guckstu hier
89-91, bis 2022

2015 Domaine Thillardon Chenas "Chassignol"
Mittleres Rot mit Violettschimmer
In der Nase intensive Frucht, eher dunkelfruchtig
Am Gaumen eher leichtgewichtig mit ausgeprägter, aber noch nicht entfalteter Frucht und einer an Lösungsmttel erinnernde Note. Die Meinungen gingen hier etwas auseinander; für mich ist das nicht auf dem Niveau der 2015er von Desvignes und Rottiers. Es wäre interessant zu beobachten, wie sich das entwickelt.
86-88+, 2020-2025+

2015 Domaine Richard Rottiers Moulin à Vent
Dunkles Violettrot
In der Nase (noch) verhaltene, aber tief und elegant wirkende Kirschfrucht
Am Gaumen noch sehr verschlossen wirkend, sehr konzentriert, aber da ist viel Potential, reifes Tannin. Braucht Zeit.
89-91+, 2020-2025+

2015 Domaine Richard Rottiers Moulin à Vent "Champ de Cour"
Ebenfalls dunkles Violettrot
In der Nase verhalten, violette Früchte, tief, elegant
Am Gaumen enorme Konzentration, aber noch völlig verschlossen, viel reifes Tannin. Das ist noch einen Tick besser als der "einfache" Moulin à Vent und könnte groß werden.
92-94+, 2020-2030+

2011 Jules Desjourneys Moulin à Vent 
Mittleres bis dunkles Rot
In der Nase eher "leise", dunkelfruchtig, elegant
Am Gaumen konzentriert, aber nur verhaltene Frucht, ausgeprägtes Tannin. Für meinen Geschmack nicht auf dem Niveau des 2010er Fleurie.
86-88+, bis 2025

2009 Clos de Rochegrès Château des Jacques Moulin à Vent
Mittleres bis dunkles Rot mit ersten Reifenoten
In der Nase reife Frucht, vor allem Zwetschgen. Am ersten Abned war eine leicht Stallnote zu verspüren, die aber jetzt nicht mehr wahrnehmbar ist.
Auch am Gaumen reife Frucht, noch spürbares Tannin, ordentliche Länge.
89-91, bis 2020

Fazit: Insgesamt eine Probe auf hohem Niveau. Insbesondere waren auch einige Weine mit hervorragendem Preis-Genußverhältnis dabei. Von den einfacheren Weinen gefiel mir der Penlois sehr gut, das ist viel Trinkspaß fürs Geld (ca. 10 Euro). In der nächsthöheren Liga konnten der Chenas von Desvignes und der "einfache" Moulin à Vent von Rottiers überzeugen (beide um 18 Euro). Der beste Wein der Probe war für mich der "Champ de Cour". Bei 25 Euro für diese Qualität sollte man eigentlich nachkaufen, aber der Wein scheint in Deutschland nicht mehr erhältlich zu sein.

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